Verleihen koffein- und kohlehydrathaltige Getränke „Flügel“ auch für die Leistung beim Golfen?
In einer spanischen Übersichtsarbeit wurden Studien zum Einfluss von koffein- und kohlehydrathaltigen Getränken („Energydrinks“) auf die Leistungsfähigkeit beim Sport zusammengefasst. Zwei der berücksichtigten Studien beinhalten Untersuchungen für den Golfsport.
Einbezogen hat die Arbeit dabei nur Studien, die Koffein in Form von Energydrinks, nicht also Kaffee oder andere Koffeinzubereitungen untersucht haben. Zudem mussten die Studien verblindet sein. Die Teilnehmer durften also nicht wissen, ob sie ein energiehaltiges oder ein wirkstofffreies Kontrollgetränk erhalten haben.
Koffein ist weit verbreitet, hinsichtlich seiner leistungssteigernden Eigenschaften gut untersucht und steht seit 2004 nicht mehr auf der Dopingliste. Entsprechend stieg seitdem das Interesse an einem Einsatz im Leistungsport.
Aktuelle Empfehlungen für die Verwendung von Koffein im Sport legen nahe, moderate Dosen Koffein (3-6 mg je kg Körpergewicht) zu konsumieren. Diese Dosierung sei einerseits ausreichend, um die körperliche Leistungsfähigkeit zu steigern bei gleichzeitig seltenem Auftreten und geringem Ausmaß von Nebenwirkungen.
Zum Vergleich:
- Eine Tasse Kaffee (ca. 250ml) enthält ca. 113mg Koffein
- Ein Glas Cola (ca. 250ml) enthält ca. 28mg Koffein
- Eine Energydrink „Red Bull“ (250ml) enthält ca. 80mg Koffein
(Quelle: https://www.redbull.com/de-de/energydrink/red-bull-energy-drink-zutaten)
Entsprechend sind zur Orientierung für 3mg Koffein je kg Körpergewicht bei z.B. 80kg Körpergewicht also 2 Tassen Kaffee oder 3 Einheiten à 250mg eines Energydrinks nötig.
Ausgewertet wurden von den Autoren letztlich 34 Studien mit insgesamt knapp 700 Teilnehmern. Die Studien wurde nach Sportarten gruppiert, Golf zählte dabei zu den „Geschicklichkeits- oder Fähigkeitssportarten“ („skill-based-Sport“).
Zwei Golf-Studien wurden ausgewertet:
Die erste Studie von Mumford et al. untersuchte 12 koffeingewöhnte Golfer mit einem HCP zwischen 3 und 10. Die Einnahme eines Energy Drinks erfolgte vor und nach 9 Löchern während einer 18-Loch-Runde. Die Koffeinmenge betrug 1,9mg/kg. Die Nahrungszufuhr während der Runde war standardisiert.
Als Ergebnis kam eine signifikante Verbesserung des Scores, der getroffenen Greens („in regulation“ und der Driveweite heraus. Getroffene Fairways („in regulation“) und die Putt-Performance wurden hingegen nicht beeinflusst.
Fazit dieser Studie war, dass es bislang an einem Ernährungs- und Nahrungsergänzungkonzept für Golf fehlt. Die Zufuhr von koffeinreichen Getränken kann die naturgemäße Ermüdung während einer Runde mildern und die Leistung steigern.
Eine zweite Studie untersuchte an 20 Golfern mit HCP 15+/-4 auf einer laborsimulierten Golfrunde die Puttperformance und bewertete anhand eines Fragebogens Wachheit und Entspannung. Es wurden insgesamt 1,6 mg/kg BM Koffein und 0,64 g/kg Kohlenhydrate konsumiert. Diese wurden getrunken vor der Runde und an den Löchern 6 und 12. Die Puttleistung über 5 und 2m sowie Wachheit und Entspannung zeigten dabei im Vergleich zum Placebogetränk einen signifikanten Effekt für den Energydrink.
Fazit: Bei erfahrenen Golfern verbesserte ein isotonisches, koffeinhaltiges Kohlenhydrat-Sportgetränk die Putting-Leistung und erhöhte das Gefühl der Wachsamkeit.
Fazit der Übersichtsarbeit war:
Sowohl Sportgetränke mit Koffein als auch Energy Drinks können mehrere Aspekte der Sportleistung effektiv erhöhen. Bei länderdauernder Aktivität macht es Sinn, Getränke sowohl zur Flüssigkeitszufuhr als auch zur Koffeinergänzung zu nutzen. Gefolgert wird, dass eine Koffeinmenge von 3mg/kg nötig ist (wenngleich aus Golfsicht ja beide relevante Studien mit positiven Ergebnissen deutlich darunter lagen). Nebenwirkungen der Koffeinzufuhr (insbesondere bei Risikogruppen) sind zu beachten.
Meine Take-Home-Message:
Energydrinks bzw. koffeinhaltige Getränke können aus wissenschaftlicher Sicht – insbesondere gegenüber anderen Koffeinzubereitungen wie z.B. Tabletten- eine sinnvolle Ergänzung zur Leistungssteigerung im Golf sein. Dies gilt insbesondere, wenn sie auf die eigene Körpermasse angepasst konsumiert werden und dabei in einem Gesamtkontext aus Flüssigkeits- und Kohlehydratzufuhr auf der Runde stehen. Gegenanzeigen insbesondere bei vorerkrankten Golfern und höheren Koffeinmengen sind unbedingt zu beachten.
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