Putten und das „Quiet Eye“ (I)

Wie alles begann

Viele haben den Begriff „Quiet Eye“ – also „ruhiges oder ruhendes Auge“ in Zusammenhang mit Putting schon gehört. Auch an anderer Stelle (hier) habe ich das „QE“ schon erwähnt. Aber was ist das genau und welchen Nutzen kann man daraus für das eigene Spiel ziehen?

Bei der Lektüre verfügbarer Studien zum Thema habe ich festgestellt, dass es einige Studien und Erkenntnisse gibt und dass diese zu umfangreich für nur einen einzelnen Beitrag sind. Und was macht man, wenn ein Brocken zu groß ist um „en bloc“ verdaut zu werden? Genau, man teilt ihn in kleinere Häppchen auf.

Hier geht es also zunächst um die Anfänge der Forschung zum Quiet Eye… Weitere Beiträge zum Thema folgen…

Die erste verfügbare Studie ist aus 1992 von Joan Vickers (hier) und heisst ganz unspektakulär „Gaze Control in Putting“ („Blickkontrolle beim Putten“). Joan Vickers ist wohl so etwas wie die „Mutter des Quiet Eye“ und hat über Jahrzehnte Studien zur Augen-Körper-Steuerung nicht nur beim Golf, sondern auch bei anderen Ziel-Sportarten wie Eishockey und Basketball publiziert.

Die Studie

Streng genommen bezieht sich die Studie sogar auf noch frühere Publikationen aus den frühen 80er Jahren, in denen beschrieben wurde, dass Kopf, Körper und Augenbewegungen ein einheitliches, recht komplexes System zur motorischen Steuerung inklusive teils unwillkürlicher Reflexe bilden. Beschrieben wurde auch bereits, dass sich bei weiter entfernt liegenden Zielen, die nicht im unmittelbaren Blickfeld erfasst werden, bestimmte Muster zeigen. Diese umfassen Augenbewegungen gefolgt von Kopfbewegungen (die Augen sind schneller als der Kopf…) und typischen schnellen Augensprüngen („Sakkaden“).

In der Studie von Vickers selbst wurden 12 Golfer mit niedrigen (low hcp, LH) und hohen (high hcp, HH) Handicaps verglichen. Diese mussten einen Helm zur Beobachtung der Augenbewegungen tragen und (nach Training und Gewöhnung) aus 3m Entfernung auf einer Matte solange putten bis sie 10x getroffen und 10x verfehlt hatten. (Randbemerkung: 8 von 12 Teilnehmer erreichten übrigens die 10 Treffer vor den 10 „fails“, die meisten erforderlichen Putts lagen bei 47, nur falls jemand glaubt, selbst schlecht zu putten…)

Die Ergebnisse

wurden hochkomplex und aufgeteilt nach Phasen des Putten und auch hinsichtlich des Blickziels aufbereitet:

Es zeigte sich, dass LH-Golfer (LHG) beim Putten insgesamt signifikant weniger Blickwechsel aufweisen als HH-Golfer (HHG).

LH-Golfer zeigten in der Vorbereitungsphase weniger Blickwechsel und benötigten für diese insgesamt weniger Zeit. In der Schwungphase wurden ebenfalls weniger Blickwechsel vollzogen, die Zeit war aber vergleichbar. Nach der Schwungphase waren die Blicke vergleichbar, LH-G benötigten aber mehr Zeit, dem Putt nachzuschauen.

Insgesamt schauten LHG mehr und signifikant länger auf den Ball als HHG. Die Sakkadengeschwindigkeit unterschieden sich zwischen LHG und HHG, was als „Lernerfahrung“ der LHG gewertet wurde. Zum Loch schauten LHG seltener aber länger mit schnelleren Sakkaden als HHG. Auch der Putter wurde von ihnen seltener fixiert und auch kürzer als bei den HHG.

Zusammenfassend waren weniger (aber im Wechsel schnellere) Blickwechsel und eine längere Fixation des Balles vor dem Putt bei LHG häufiger zu finden und mit einem besseren Ergebnis vergesellschaftet als bei HHG.

Als mögliche Erklärung wurden sowohl Unterschiede im Kurzzeitgedächtnis, als auch die Auge-Hand-Koordination diskutiert.

Der Begriff „Quiet Eye“ findet sich in der Studie übrigens noch nicht, hier ist das Phänomen noch als „gaze steadiness“, also Blickkonstanz bezeichnet.

Fazit und Take-Home-Message:

Weniger ist mehr: Weniger Augenbewegungen und Blickwechsel bei konstanterer Fixation des Balles beim Putten konnten schon 1992 als Erfolgsfaktor identifiziert werden und die Idee des „QE“ war damit geboren.

Also ab auf’s Puttinggreen und ausprobieren! Enjoy!

Zurück zu allen Beiträgen

Bildquellen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert