Golf und Alkohol (Teil II)

Im letztem Beitrag hatte ich das Thema Golf und Alkohol historisch betrachtet – eine psychiatrische Abhandlung aus 1945 hatte ein wahres Loblied auf Golf als geeignete Sport- (oder Therapie-?) -Art für alkoholkranke Patienten angestimmt. 

Doch wie sieht es umgekehrt aus? Trinken Golfer mehr oder weniger oder anders Alkohol als Nichtgolfer? Hierzu habe ich eine US-amerikanische Studie – ganz frisch aus 2021- gefunden. 

Die Studie 

Die Erhebung untersucht den Zusammenhang von körperlicher Aktivität, Golfverhalten und Alkoholkonsum von 338 erwachsenen Golfer, die einen repräsentativen Bevölkerungsquerschnitt darstellen. Hintergrund und Annahmen der Studie waren, dass Golf, die zweitbeliebteste Sportart der USA (Anmerkung: Ach, wie weit sind wir davon entfernt…) den Konsum von Alkohol nahtlos integriert hat: Viele der 24 Millionen (!) amerikanischen Golfer geben den sozialen Aspekt als Motivation zum Spiel an und Alkohol ist in der Regel sowohl im Clubhaus wie auch durch herumfahrende Getränkewagen („beverage carts“) sogar während der Runde verfügbar. In der Tat lässt sich Alkohol durch die relativ geringe körperliche Intensität von Golf ja auch „währenddessen“ konsumieren. (Ein spannendes Experiment hat 2018 übrigens die Performance von 3 Golfern beobachtet, während diese sich betranken – recht lustig, ein Beitrag dazu folgt bald!) 

Die Fragestellung

Die Studie sollte erfassen, inwieweit der Alkoholkonsum von Golfern assoziiert ist mit 

  1. Dem Golfverhalten
  2. Verschiedenen Motiven zum Golfen und
  3. Der generellen körperlichen Aktivität

Die Ergebnisse

Zunächst brachte die Studie einige interessante allgemeine Erkenntnisse:

  • Das beliebteste angegebene Getränk von Golfern waren alkoholische Mixgetränke, knapp gefolgt von Bier und mit deutlichem Abstand Wein
  • Die durchschnittlichen Golftage pro Woche lagen bei 1,8, dabei kamen knapp 50% der Befragten je Woche auf durchschnittlich 18 Löcher und knapp 2 Trainingstunden 
  • Bei den Golfmotiven war „Enjoyment“ am meisten genannt (formal: hatte am höchsten „gescort“), gefolgt von „Skills“ (also sportlichen Motiven zur persönlichen Verbesserung) und „Health“. „Sozialer Status“ als Motiv stand erfreulicherweise am Ende des Skala (Anmerkung: Obwohl man dem Golfsport das ja leider gelegentlich und zu Unrecht unterstellt…)

Die Folgerung der Autoren:

  • Alkoholkonsum ist üblich unter Golfern – mit 80% innerhalb der letzten Woche sogar deutlich üblicher als in einem repräsentativen Querschnitt mit nur ca. 60%!
  • Golfer trinken nicht nur häufiger, sondern auch vergleichsweise mehr: 7,9 versus 1,8 Standardgetränke je Woche.
  • Dabei nehmen Golfer 775 zusätzliche kcal je Woche zu sich, was in der Studie als Risikofaktor für Übergewicht und, neben der Sonnenexposition, als zusätzliches Krebsrisiko diskutiert wird.
  • 31% der weiblichen und 20% der männlichen Golfer konsumieren sogar hohe Mengen („heavy amounts“) an Alkohol 
  • Wurde „Sozialer Statusals Motiv zum Golf genannt, erhöhte das die Wahrscheinlichkeit für Alkoholkonsum um 60% und erhöhte auch die Trinkmenge. Dies diskutierten die Autoren so, als dass Menschen, die nach sozialem Status trachten, gestresster sein könnten und dies durch Alkoholkonsum zu kompensieren versuchen.
  • Eine höhere körperliche Aktivität war ebenfalls mit höherem Alkoholkonsum assoziiert, was aber leider nicht weiter diskutiert wurde – hier wäre ja spannend, ob die höhere Aktivität zumindest die Zusatzkalorien wettmachen kann.

Mein Fazit

Golf ist in den USA nicht nur beliebter als in Deutschland sondern vermutlich auch der Alkoholkonsum bei Golfern. Etwas vornehmlich zur Erlangung eines sozialen Status zu tun ist ja generell keine gute Idee, für Golf scheint sich das hier durch eventuell höheres Stressempfinden der Statussuchenden oder zumindest durch einen höheren Alkoholkonsum darzustellen. Die Beliebtheit für Mixgetränke unterliegt wahrscheinlich Modewellen, generell hätte ich aber auf Bier an Platz 1 getippt und natürlich ebenfalls vermutet, dass zumindest während der Runde kein Wein oder Schnaps getrunken wird.

Also:
Viel Spaß beim Golfen aus Freizeit-, Gesundheits- oder Sportmotiven, ob mit oder ohne Alkohol, und vergesst den sozialen Status, das führt offenbar zu ungesundem Stresstrinken. Und, liebe Golfclubs, zumindest am Wochenende ist ein Getränkekart auch ohne Alkohol eine gute Idee!

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