Auf Golfplätzen in London könnten laut einer Studie bis zu 300.000 Menschen leben
Großbritannien verfügt in Relation über unglaublich viele Golfplätze: Über ein Viertel der europäischen Golfplätze befinden sich im Vereinigten Königreich. Das ist das Zweieinhalbfache des nächst-golfreichen Landes Deutschland: 1.800 Plätze in UK im Vergleich zu Deutschlands 731 oder ein Golfplatz auf jeweils 37.000 Personen in England versus einer auf je 113.500 Menschen in Deutschland.
Fast die Hälfte der 94 Plätze in der Hauptstadt befindet sich dabei in öffentlicher Hand – im Besitz von Londoner Bezirken oder öffentlichen Einrichtungen und dient dennoch nur einem winzigen Bruchteil der 9 Millionen Einwohner der Hauptstadt.
Hinzu kommt, dass die Stadt als Vermieter von den Golfplätzen im Vergleich zur üblichen Wohnmiete nur winzige Mieten (siehe unten) erzielt.
Nach einer Studie des Architekten Russell Curtis, über die in The Guardian berichtet wird, könnten daher Golfplätze zu Wohnzwecken oder anderweitig breiter nutzbar gemacht werden, wobei es nicht pauschal um „Beton statt Golf“ ginge. Nach Curtis könnten Golfanlagen z.B. als Kleingärten, biologisch diverse Grünflächen, Sportanlagen oder sogar städtische Bauernhöfe genutzt werden.
Einige Fakten und Zahlen aus der Studie:
- Großbritannien beherbergt ein Viertel aller Golfplätze in Europa, wobei 5% in London liegen, obwohl die Hauptstadt nur 0,65 % der Fläche Großbritanniens ausmacht.
- Der Bezirk Enfield umfasst sieben Golfplätze aber der Rat erhält jedes Jahr nur 13.500 Pfund vom Golfclub Enfield – weniger als die typische Jahresmiete für eine Zwei-Zimmer-Wohnung
- Schon 2019 verwandelte der Lewisham Council einen Golfplatz in den „Beckenham Place Park“, einen neuen öffentlichen Raum für Londoner mit einem Badesee, Lebensräumen für Wildtiere und einem 5 km langen Lauf- und Radweg.
- Laut Curtis könnte die Fläche, die von einem einzigen Golfer benutzt wird, alternativ etwa 380 Menschen ein Zuhause bieten.
- Die Studie berechnete, dass ein 18-Loch-Platz nur 72 Spieler gleichzeitig aufnehmen kann, so dass maximal 216 Spieler an einem typischen Sommertag einen Platz haben.
- Wenn z.B. die 166 Hektar Regent’s Park zu einem Golfplatz werden sollten, könnte dieser nur von 314 Personen an einem Tag genutzt werden, den Park besuchten aber 2007 täglich mehr als 26.000 Menschen.
- Laut England Golf, dem Leitungsgremium für Amateurgolf, spielen 40.000 Mitglieder in den 94 Londoner Clubs und bis zu 160.000 weitere Personen nutzen die Golfplätze auf Greenfee-Basis
Umgekehrt ist mittlerweile unstrittig, dass Golf eine gesundheitsfördernde Sportart ist und dass Grünflächen wie Golfplätze bei zunehmender städtischer Verdichtung sowohl klimatisch wie auch als Habitat für Tieren und Pflanzen sowie zu Erholungszwecken eine Notwendigkeit darstellen.
Während in London über die Umnutzung von Golfplätzen diskutiert wird, stehen in Deutschland -zumindest nach Ansicht einzelner Parteien- Einfamilienhäuser in Städten auf dem Prüfstand. Sind wir also gespannt auf die folgenden Diskussionen, auch in eng besiedelten deutschen Städten. Aktuell ist der Tenor auf die Studie zumindest in London, dass eine einvernehmliche Nutzung zur optimierten Nutzung der Fläche gefunden werden soll.
Bildquellen
- Golf-Courses-London: Studie