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Steigert Aufwärmen die Leistung beim Golf?

Dynamisches Warm-Up (DWU) im Vergleich zu Post-Activation-Potentiation (PAP)

Dass ein Warm-Up vor sportlichen Aktivitäten einen grundsätzlich positiven Einfluss hat, ist mittlerweile unumstritten. Allerdings gibt es verschiedene Techniken und Ansätze mit entsprechend verschiedenen Effekten. Also welches Aufwärmen hilft wofür beim Golf?

Das bekannte statische Stretching als „normale“ Muskeldehnung vor sportlichen Aktivitäten hilft zwar, Verletzungen zu verringern. Es steigert jedoch in bisherigen Studien nicht die sportliche Leistung beziehungsweise reduziert sie sogar.

Ein möglicher Erklärungsansatz dazu ist die Verlängerung des Muskels und die geringere Kraftentfaltung durch die vorherige Dehnung. Umgekehrt besteht beim Sport nachweislich einen Zusammenhang zwischen generellem Warmup und späterer Performance, es fehlt hierzu jedoch an Studien zu Golf.

Neue koreanische Golfstudie

Was also tun? Eine koreanische Studie aus 2021 hat mit dem Ziel, ein optimales Aufwärmtraining für Golfer zu finden, zwei Techniken ins Visier genommen.

Das Studiendesign

Verglichen wurde in einem Vorher-Nachher-Test ein dynamisches Aufwärmtraining (DWU), also Aufwärmen durch aktive Bewegung der betroffenen Muskeln, mit dem so genannten Post-Activation-Potentiation Programm (PAP).

Das dynamische Training beinhaltete verschiedene Bewegungen für den Rumpf, die Arme und die Beine. Das PAP Programm beinhaltete zwei verschiedene Kraftübungen. Bei diesem geht man davon aus, dass durch vorherige Kontraktionen von Muskeln deren nachfolgende Leistungsfähigkeit gesteigert wird. Der Muskel „schaukelt sich also sozusagen hoch“. Als mögliches Risiko wird bei diesem Training genannt, dass durch die hohe Kraftanstrengung im Rahmen der Übungen eine Ermüdung eintreten könnte, die sich dann im Spiel kontraproduktiv auswirken könnte.

Als Vergleichsgruppe in der Studie dienten Golfer, die anstelle spezifischer Aufwärmübungen vor dem Test Golfschwünge mit einem kommerziellen Übungsstick durchgeführt haben.

Messungen erfolgten als Ausgangswert ohne Aufwärmen, dann nach 24 Stunden Pause erneut nach dem jeweiligen Aufwärmprogramm. Im Ergebnis verglichen wurde bei 30 guten Golfern, die in 3 Gruppen á 10 Spieler aufgeteilt worden sind, jeweils für den Driver und das 6-er Eisen die Distanz , die Schlägerkopfgeschwindigkeit, die Ballgeschwindigkeit, der Smashfaktor und die Schlaggenauigkeit im Sinne der Seitenabweichung.

Die Ergebnisse
Schlagweite

Im Ergebnis zeigte sich, dass die Driverdistanz und das Driver-Carry für beide, die DWU und die PHP Gruppe signifikant (aber mit rund 2-3% Veränderung nicht sonderlich relevant) gesteigert werden konnte*. Die Verbesserung bei der DWU trotzdem sich Schlägerkopfgeschwindigkeit und Ballgeschwindigkeit sogar verringern, kann daher rühren, dass der Schlag einfach effizienter wird.

Ein Einfluss auf die Schlägerkopfgeschwindigkeit, die Ballgeschwindigkeit oder beim Driver auf den Smashfaktor und die Genauigkeit zeigte sich nicht.

Genauigkeit

Die Genauigkeit war bei DWU für das 6er-Eisen mit fast 50% erheblich verbessert, nicht jedoch für das PAP. Allerdings fand sich auch in der Kontrollgruppe, bei der Schwungsticks mit Gewichten benutzt wurden, eine Verbesserung um etwa 20 %.

Für den Driver (da wo man es also wirklich braucht…) zeigte sich keine signifikante Verbesserung der Genauigkeit mit Werten zwischen 6,7 und 10,8% Verbesserung in den drei Gruppen.

Das Fazit

Schlussfolgern kann man, dass sowohl DWU wie auch PAP-Training die Schlagweite verbessern. Nur das DWU, nicht das PAP verbessert beim Eisenschlag auch die Genauigkeit.

Die Empfehlung der Autoren ist, dass Golfer ein dynamisches Aufwärmtraining durchzuführen, durch das sich Schlagweite UND Genauigkeit verbessern. Dies deckt sich auch mit einer vorherigen Studie, bei der ein funktionellesTraining ebenfalls schon effektiver für die Golfperformance war.

Ob sich aber für die Länge ein Unterschied von 2-3 % wirklich relevant auswirkt, mag jeder für sich entscheiden. Eine Verbesserung der Eisen-Genauigkeit um fast 50 % nach dynamischem Training hingegen sollte beim eigenen Spiel merkbar sein.

Die günstigste Methode sein Spiel zu verbessern, scheint also hiernach ein dynamisches Aufwärmen zu sein. Es bedarf wohl nicht der (ja manchmal sündhaft teuren) Schwungsticks. Und, als weiteres Fazit, gilt wohl das, was immer gilt:
Kraft ist nicht alles.

Also: Immer schön aufwärmen und schönes Spiel! 😉

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